Von Apple noch nicht zu bekommen sind bisher – einen Tag nach der Ankündigung – die Maße der Apple Watch. Weil ich neugierig war, wie dick die ist, habe ich mir die Mühe gemacht, die Abbildungen auf apple.com nachzumessen – auf Basis der bekannten 42 mm Höhe. Hier die Ergebnisse:
- Höhe: 42 mm
- Breite: 36,2 mm
- Dicke: 12,5 mm
- Dicke ohne den Sensorboden: 10,5 mm
- Durchmesser der Krone: 7,2 mm
Angaben sind als „ungefähr“ zu verstehen, denn ich habe einfach ein Lineal an den Bildschirm gehalten.
Das Rad ist übrigens bei der Uhr mit 38 mm Höhe genau so groß, wie bei der 42 mm Version.
12,5 mm dick, ist doch gar nicht so schlimm, verglichen mit einer Rolex (mehr als 17 mm).
Update 14.5.2015: Die tatsächlichen Maße der Apple Watch weichen natürlich von meinen Bildschirmmessungen ab. Heute war ich neugierig, wie gut meine Messung war. Also, die Breite habe ich mit nur 0.3mm Abweichung ganz gut getroffen (real 35,9mm). Die Tiefe gibt Apple mit 10,5mm an, da lag ich sogar 2mm daneben. Zum Glück! Dünner ist mir ja lieber.
Da googlet man sich interessehalber mal durch das Thema „Apple Watch“ und stßt dann auf diesen schon etwas älteren Artikel – und stutzt.
„Die Masse der Apple Watch“ – da dachte ich wirklich, hier wird behauptet, dieses Uhrgerät wäre in Massen verkauft worden. Natürlich bin ich schnell dahinter gestiegen dass es hier um etwas weitaus bodenständigeres geht, aber … eines Kommentars kann ich mich jetzt trotzdem nicht enthalten.
Ich berufe mich auf einen GIGA-Artikel vom Ende 2015: Es weiß bisher keiner, wie viel von den apple Watches genau verkauft wurden, und die Schätzungen sind eher niedrig. Die einhellige Meinung in den Kommentaren ist: Habe noch nie jemanden gesehen, der die Apple Watch am HAndgelenk trägt bzw. der den Nutzen erkennt bzw. der sie richtig, richtig hot findet.
Für apple Verhältnisse (immerhin mit Google das wertvollste Unternehmen der Welt) recht vernichtend.
Warum ist das so…?
Ich denke folgende:
– Diesmal hat sich apple wirklich in eine Richtung verrannt, wo es das Feld nicht abzugrasen gab, sondern wo bereits unfassbar viel Konkurrenz bestand: Luxusuhren. Teure Uhren mit Glamour-Faktor haben allerdings Namen wie Jäger Lecoultre, A Lange & Söhne oder IWC – und sie sind eher nichts digitales, sondern ganz im Gegenteil mechanistische Wertarbeit (hier mal ein Blogbeitrag mit ein paar schönen Bildern, geschichtliche Infos und traditionellen Ansprüche, die mit Uhren verbunden sind: https://www.blome-uhren.de/blog/chronographen/ ); bei apple hingegen wird versucht, das Produkt „Luxus-Uhr“ umzumorphen in „iPhone fürs Handgelenk mit Emotionals-Spielereien“.
– Aber gerade darin besteht ein Problem: Welche Zielgruppe soll das eigentlich ansprechen?
– Otto Normalverbraucher ist durchaus bereit, 600 EUR und mehr für ein iPhone auszugeben, weil er genau weiß, worin der Nutzen für ihn besteht (mobiles Internet, WhatsApp, Apps, Filme, Musik, Photos, muss ich nicht näher erläutern, denke ich) und dass es sich um ein Gerät mit hervorragender Bedienung handelt. Aber er wird sich zweimal überlegen, ob er dasselbe Geld und mehr für eine… UHR ausgibt, mit der man dann wahrscheinlich weniger gern Joggen geht, oder Geschirr spült, oder überhaupt ungern Dinge tut, mit der man sie schmutzig machen könnte. Und eine Uhr, die dasselbe kann wie das Smartphone, nein, eigentlich eher weniger, aber viel schlechter zu bedienen geht und einen mehr als fragwürdigen Akkulaufzeit hat? Klingt wenig verlockend.
– Umgekehrt die gewünschte Superior-Zielgruppe, die sich sonst eine der o.g. Markenuhren als Statussymbol ans Handgelenk hängen. Für die dürfte das ganze Spielereiengedöns der Apple Watch eher unseriös wirken, und auch heir sind ja MacBook, iPhone und iPad bereits im persönlichen Besitz. Da ist das Distinktionsmerkmal dann eben eher: Habe ich die neue Baume & Mercier „Capeland“ (etwa 3000 EUR!) am Arm oder doch schon die Omega SeaMaster „Planet Ocean“ (schon 6000 EUR!) am Arm? Da wirkt die apple Watch dann doch eher schmalbrüstig…
– Oder eben doch gar nicht so „schmal“, weil ich finde, das Format dieser Uhr ist auch alles anderes als komfortabel. Vielleicht auch so ein verkaufshemmendes Problem…
Nun ja, der lange Rede kurzer Sinn: Die apple Watch hat „Maße“, aber von Massen(verkäufen) kann wohl keine Rede sein – und wenn apple nicht masseweise an der Uhr umdisponiert, wird sich shclimmstenfalls dara nichts mehr ändern … 😉
Ich hoffe nicht, dass Apple am Design massenweise umdisponiert, denn ich bin im Moment hochzufrieden mit meiner Apple Watch – und zwar sowohl mit Hardware wie Software. Natürlich habe ich nichts gegen eine Weiterentwicklung, aber ich sehe kein generelles Designproblem. Die Uhr ist super bequem (mit Milanese-Armband), super robust (Saphirglas, Metall, IPX7 wasserfest), stabil (keine Abstürze mit Apples Apps bisher) und bietet mir genügend Mehrwert, um sie täglich zu tragen. An Glamour oder Statussymbol habe ich kein Interesse, finde es aber schön, etwas „Wertiges“ zu tragen, also keinen Plastikkram. Deine Argumente gegen die Watch sind zwar nahe liegend und sicher auch von vielen so gesehen, sind aber bei näherer Betrachtung dennoch nicht stichhaltig:
„Schmutzig machen“: Ich nehme die Uhr tagsüber nie ab, außer zum Duschen/Schwimmen. Hingegen sind Spülen, Händewaschen, Joggen, Sandkasten u.ä. kein Problem für die Watch. Das Saphirglas ist allerdings Voraussetzung dafür und vermutlich auch ein Armband der robusteren Sorte.
„Schlechter bedienbar“: Die Uhr ist nicht schlechter bedienbar, als ein Smartphone, sondern anders. Natürlich sind die Anwendungsfälle auch nicht dieselben. Auf der Uhr werden nicht gespielt, Texte gelesen oder geschrieben, Bilder bearbeitet usw. Was mit der Uhr sinnvoll ist, ist auch sehr schön bedienbar. Z.B. das Handling von Messages ist für mich perfekt gelöst.
„Fragwürdige Akkulaufzeit“: Die Akkulaufzeit ist hervorragend, vorausgesetzt man lädt die Uhr jede Nacht auf. Klingt vielleicht witzig, ist aber ernst gemeint. Selbst wenn ich spät schlafen gehe, ist der Akku noch mehr als halb voll, also habe ich den ganzen Tag Saft und genug Reserve für Tage mit außergewöhnlich hoher Nutzung und auch wenn der Akku mal etwas nachlässt mit der Zeit. Nachts kommt die Uhr mit einem Handgriff auf ihr Dock und fungiert sehr ordentlich als Wecker. Das war’s, ich habe bisher damit keine Probleme im Alltag gehabt. Für mein iPhone habe ich ein häufig benutztes Ladekabel im Büro, für die Uhr ist das unnötig.
„Kann weniger als ein Smartphone“: Stimmt natürlich in Summe, kann aber auch einiges, was das Smartphone nicht kann. Z.B. Infos, Kalender, Nachrichten zeigen, sobald sie eingehen, wenn ich nur einen Blick auf Handgelenk werfe. Oder anders gesagt: Wozu Smartphone, das kann auch weniger als ein ausgewachsener PC – nur hat man den eben nicht immer in der Tasche, wenn man unterwegs ist. Die Uhr hat man eben immer am Arm, wenn man wach ist, auch zu Hause, im Gegensatz zum Smartphone.
„Zu teuer/Zu billig“: Den Preis bestimmt am Ende der Markt. Apple macht ja jetzt schon Einstiegsvarianten und teure Modelle. Der Preis ist ein bisschen schmerzhaft, aber ich habe es nicht bereut und würde die Uhr bei Verlust auch wieder kaufen. Ich wünsche mir, dass die Uhr ein Erfolg für Apple wird, und zwar ganz eigennützig, weil ich möchte, dass sie weiterentwickelt wird. Ich glaube allerdings, dass hohe Preise Apple auch mehr helfen, Geld zu verdienen, als Billigware für den Massenmarkt anzubieten.
„Komfort“: Ich hatte auch die Befürchtung, dass die Uhr zu klobig wirkt und vielleicht nicht mal unter den Pulli/die Manschette passt oder zu schwer ist oder dass die nach außen gewölbte Unterseite Druckstellen am Arm verursacht. Ist aber in meinen Augen alles nicht gegeben. Sie ist die bequemste Uhr, die ich je hatte und das führe ich auf das stufenlos verstellbare Armband zurück. Gewicht und Größe sind einfach noch im Rahmen des Bequemen.
Dies gesagt habend, hier meine Wünsche für die kommenden Apple-Watch-Generationen:
1. Wasserfestigkeit: Beim Sommerurlaub am Meer musste die Uhr im Hotel-Tresor bleiben, da Schwimmen im Salzwasser wohl nicht geht – probiert habe ich es nicht.
2. Mehr Akkulaufzeit: Im Alltag habe ich zwar keine Probleme, aber auf Reisen geht ohne Ladekabel am zweiten Tag ab Nachmittag nichts mehr. Jeder volle Tag mehr wäre ein Kaufargument für die Folgegeneration. Vor allem, wenn man an der selben Hotelsteckdose noch sein iPad, sein iPhone, das iPhone der Ehefrau, der Kinder, vom Hund usw. aufladen will.
3. Wäre schön, wenn Apple die Bezahlfunktion weltweit oder zumindest auch in Deutschland anbieten würde.
4. Besser Unterstützung durch Fremdanbieter-Apps. Wegen geringer Verbreitung und vielleicht auch, weil Apple im ersten Aufschlag nur ein völlig unbrauchbares API (weil zu langsam) angeboten hat, ist die Unterstützung in meinen Augen noch sehr bescheiden. Immerhin ist die Tendenz positiv.
Hey hey, schön, dass Du auf meine Einwürfe eingegangen bist. Ich mag das, wenn Leute diskussionsfähig sind (auch wenn ich vielleicht etwas polemisch dahergekommen bin).
Spannend an deinem Post finde ich, dass Du erst alles relativierst, was ich sage, mir aber dann am Ende doch wieder in einigen Punkten zustimmst, woraus ich lese, dass es ein Produkt ist, bei dem man auf jeden Fall mal genau hingucken muss.
Habe jetzt auch nochmal ein bisschen gestöbert und bin bei giga und damit folgendem Beitrag gelandet: http://www.giga.de/zubehoer/apple-watch/tests/apple-watch-mit-watchos-2-ein-persoenliches-review/ – der Satz „Sie hat mich überzeugt, nicht vollends aber doch. Sie ist nicht perfekt, aber so gut, dass ich sie jetzt schon seit Monaten jeden Tag gerne am Handgelenk trage. “ fasst vielleicht gut zusammen, was diese Uhr ausmacht: Man kann sie liebgewinnen, wenn man ihr eine Chance lässt (und offenbar, wenn man sich in Sachen Fitness von ihr unterstützen lässt). Und im Fazit hat der Giga-Schreiber eine ähnliche Meinung wie Du: Es wäre zu wünschen, dass Apple nicht die Puste ausgeht und eine 2. Generation herausbringt – die dann schon viel besser ist und vielleicht schon mehr Freu(n)de macht.
Für mich steht außer Frage, dass die Apple Watch sehr brauchbar und die erste Wahl ist, wenn man sich bereits im „Apple Universum“ aufhält – vom Smartphone über Desktop bis zu TV und Streaming-Abos. Sofern man sich überhaupt für Smartwatches interessiert. Da Apple mit seinem „geschlossenen“ Universum insgesamt sehr erfolgreich ist, ist der limitierende Faktor für die Apple Watch einzig das Interesse des Marktes an Smartwatches generell.
Interessant finde ich daher die Frage, was technologisch passieren müsste, damit Smartwatches aus der Nische herauskommen. Ich tippe auf folgendes:
1. Eigene Mobilverbindung: Die Armbanduhren brauchen eine eigene SIM zur Online-Verbindung. Telekomanbieter müssten hier mal Kombiverträge anbieten, so dass ich eine Flatrate zwischen Uhr, Smartphone und nebenbei auch Tablet sharen kann. Ich schätze, die eSIM ist ein Schritt in diese Richtung. Die Software müsste hier ein bisschen sensibler sein und Messages und Anrufe nur primär an das Gerät ausliefern, das man auch gerade zur Hand hat oder benutzt. Auch der „Gelesen“-Status müsste korrekt propagiert werden.
2. Leistung vergleichbar mit kleinen Smartphones: Dies betrifft Speicher (Flash und RAM), CPU-Leistung und Akkuleistung. Ohne Smartphone möchte man mit der Uhr Musik hören und sie auch sonst intensiver Nutzen. Das muss bequem sein und dann auch den ganzen Tag ohne Nachladen funktionieren. Vermutlich ist hier Akkuleistung die technologische Herausforderung, denn die aktuelle Laufzeit von einem Tag plus Puffer ist ja jetzt schon nur gerade so erreicht, sofern man nicht auf (ordentliche) Farbe verzichtet und auf eInk setzt.
3. Eigenes GPS: Auch ohne Smartphone sollten die Uhren Navigation und Ortsdienste beherrschen. Denn für praktisch alle mobilen Dienste sind exakte Ortsangaben die Grundlage.
4. Erwachsene Apps: hier ist das Problem ein bisschen wie Henne und Ei, denn die Softwarehäuser werden die Apps liefern, sobald die Nische verlassen wird. Die Betriebssystemhersteller müssten hier noch weiter in Vorleistung treten und die mitgelieferten Apps ordentlich pflegen und weiterentwickeln, bis die Drittanbieter auf den Zug aufspringen.
Im Wesentlichen werden dadurch die Smartwatches von Begleitern von Smartphones zu Alternativen für Smartphones, so wie die Tablets Alternativen zu Desktoprechner sind.